Document 79; Page 91

Aus transcribe europeana 1914-1918
Wechseln zu: Navigation, Suche

[LEFT PAGE]

den Abhang hoch u.[nd] bekamen so wenig von dem Zeug, daß wir gar nicht die Gasmaske ausetzen brauchten. _ Wir waren Korpsreserve u.[nd] dachten vieleicht nach 3 Tagen nach vorn zu kommen. Da wurde uns kundgetan, daß wir in der Nacht von hier nach vorne rücken. Sehr erfreuliche Aussichten in dem Dreckwetter. Hatten uns schon ein Loch gebuddelt, Stroh geholt u.[nd] legten uns nun zur Ruhe. In der Nacht verspürte ich plötzlich einen Druck auf dem Kopf. Ich will ihn hochheben, es geht nicht. Mein erster Gedanke war: du bist verschüttet. Mit aller Macht zog ich nun u.[nd] konnte bald als befreiter Mann frei aufatmen. Um 1:30 Uhr hieß es fertig machen, das war nun ein Marsch, an den werde ich denken. Oft lag man platt wie eine Briefmarke auf der Nase, bald kroch man auf allen vieren einen Abhang hoch. Stundenlang konnte man sich auf diese Weise amüsieren. Müde zum Umfallen langten wir um 6 Uhr bei der abzulösenden Truppe an, spannten uns über die vorhandenen Löcher Zeltbahnen u.[nd] setzten uns zähneklappernd darunter. Gegen Mittag hieß es vorgehen. Links sollten die 3 v((?)) angreifen u.[nd] wir sollten einfach eine Schwenkung machen. Leicht gesagt. Der Tommÿ empfing uns mit M.G.-Feuer u.[nd] aufgepflanztem Bajonett. Wir buddelten uns ein u.[nd] warteten der Dinge, die da kommen sollten. Bald setzte schweres Artilleriefeuer ein u.[nd] wir auf freiem Felde. Links war niemand zu halten. Alles lief zurück, so daß wir nach rechts wie nach links keinen Anschluß hatten. Da wollte der Tomÿ angreifen. Ein Zug konnte natürlich allein nichts machen u.[nd] wir zogen uns zurück. Der beste Kerl der Kompanie,

[RIGHT PAGE]

Treber [((?))], mußte sein Leben lassen. Mit 4 Brustschüssen lebte er noch, starb aber auf dem Transport. Am Abend wickelten wir uns wieder in unsere nassen Decken u.[nd] legten uns zur Ruhe. Abwechselnd gefroren u.[nd] geschlafen. Von 4-6 Uhr morgens hatte ich Dienst. Habe die Posten revidiert u.[nd] ging auf u.[nd] ab. Dann wurde Kaffee heiß gemacht u.[nd] bald schlief ich wieder. Jetzt ist ganz schönes Wetter. (6.4.18.) Ist ja wohl auch Sonntag. Von drüben heulen Granaten u.[nd] Sprapnells [= Schrapnell((?))] herüber. Dazwischen erschallt der Gesang der Lerche. Es ist noch immer dasselbe alte Lied, daß ich zu Hause so gern hörte. Jetzt sitzt man in seinem Kalkloch u.[nd] kommt bald vor Dreck um. Zu Hause sitzen sie jetzt 12:30 Uhr wohl um den Mittagstisch u.[nd] für den nachm.[ittag] wird wohl ein Spaziergang geplant sein, wenn das Wetter dort so schön ist, wie hier. _ Die Fliegertätigkeit ist hier sehr rege. Die engl.[ischen] kommen meist in großer Anzahl. Es sieht manchmal so aus, als wenn eine Schar Krähen über uns kreist, denn oft schweben 40-50 Stück über uns, werfen Bomben, beschießen uns mit M.G. u.[nd] hetzen das Artilleriefeuer auf uns. Von unseren Fliegern hätte ich mehr erwartet. Die lassen sich ja fast gar nicht sehen. 7.4.18. Gestern war eine Jagdstaffel, bestehend aus 8 Focker((?)) drei((?)) in Tätigkeit. 6 Engländer wurden erledigt. Die Dinger arbeiten sehr gut. Meistens stellten sich die Tomÿs gar nicht, sondern suchten das Weite. Ein richtiger Fliegertag war gestern. 30 feindliche Flugzeuge umkreisten die Stellung wie ein Schwarm aufgescheuchter Vögel; beschossen uns mit M.G. u.[nd] warfen unzählige Bomben ohne Schaden anzurichten. _ Das schöne Wetter hielt auch nicht lange an. Gegen Abend regnete es