Document 1032; Page 918

Aus transcribe europeana 1914-1918
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Der Dienst wäre zum Aushalten gewesen, wenn der Komp. das Leben nicht von gewissen Leuten schwer gemacht worden wäre. Die Leute hatten kaum Zeit zum Essen und dann hieß es noch immer die Korporalschaftsführer sollen die Mannschaften mehr beschäftigen. Alle begrüßten die Parole, die Abrücken befahl. Doch 2 x war es blinder Alarm. Zum 3. x am 20.7., ich lag gerade krank zu Bett, kam der Befehl; 1,30 Uhr steht die Komp. zum Abmarsch bereit. Wir marschierten also nach dem Prislop. Hier wurde das Gepäck verladen und dann gings hinunter nach Borsa. Ich fuhr wieder mit dem Gepäck hinunter. Einen Tag hatten wir hier Ruhe, die ich dazu benutzte Freund Finger aufzusuchen. Haben etliche Flaschen ungarischen Rotwein geleert. Das Zeug ist ja viel schwerer als unserer. Am Sonntag d. 22. wurden die Komp. morgens um 6 Uhr, nachdem unser Divisionspfarrer eine Ansprache gehalten hatte, in Autos verladen und fort gings zum Städt'l hinaus immer die Bahnstrecke entlang, die von Deutschland kommt. Unterwegs bekam ich von Herrn Ltn. Stock, der das Batl. führte, den Befehl in Leordina, eine Bahnstation zu bleiben und Urlauber und Post des F... Batl. ((?)) weiterzuleiten. An der Wegekreuzung verließ ich also das Auto und machte mich auf die Strümpfe nach meinem Bestimmungsort. Hier angekommen meldete ich mich bei der Ortskommandantur. Verpflegt werde ich hier bei dem Luft-Batl. I. B./24 München und Wohnung habe ich in Haus 118. Mein Dienst besteht darin, daß ich vorm. um 10:30 Uhr und nachm. um 3:30 Uhr zum Bahnhof gehe und die Urlauber des F. Batl. aufhalte, um sie mit dem nächsten Zuge, der Kleinbahn, weiterzuleiten. Ein ganz angenehmer Dienst. Man muß nur Geld haben, damit man sich etwas kaufen kann und das fehlt mir jetzt gerade. Habe nämlich in Borsa alles verbraucht. Nun ich werde mich auch schon so durchschlagen. Heute ist schon der 4. Tag meiner hiesigen Tätigkeit. Das Essen ist hier doch bedeutend schlechter, als vorn. Es gibt erstens nur 500 g Brot u. 2. ist das Mittagessen dünner. 24.7.17 Gb. D. Jetzt habe ich endlich Geld. Morgen will ich auch danach haben. 25.7.17 Heute 18 Kronen ausgegeben. Nun hab ich wieder mal kein Geld. Nun schadet nichts, ich habe auch so ganz gut. 26.7.17. Heute nichts Neues. Habe von 10:30-3:30 auf den Zug warten müssen. Hergott sind das hier Zustände, schlimmer als in Rußland. 27.7. Heute wieder von 10:30 bis 2 Uhr auf den Zug gewartet. Jetzt ist es 7:30 nun will ich

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mal nach des Tages Last und Mühe a Maas Bier trinken gehen. _ _ 2 Stunden Grabendienst! _ Nächtlich in dem Schützengraben stampf hinauf ich nur hinunter. Friedlich ruht die ganze Gegend, selbst die Posten sind nicht munter. Träumend denk ich an die Zeiten, die ich einst daheim erlebt. Nur manch stummer Gruß von Herzen eilig nach der Heimart schwebt. Mit mir träumend steht der Posten denkt zurück an Weib und Kind, an die Heimat, an die Lieben, die verlassen jetzt nun sind. "Posten! wie heißt die Parole?!" frage ich den grauen Mann. "Heimat" ruft er ganz verwirrt und sieht träumend mich noch an. Lächelnd arbeit' ich nun mich weiter bis zum Halse oft im Schnee. Frage nicht mehr die Parole, da ich Leute träumen seh: Laßt sie träumen von der Heimat, laßt sie denken an ihr Glück, denn nur wer die Heimat liebt, hält den Feind davon zurück. 25.7.17 Leordina. F. A.

Es ist zum verrücktwerden mit den russischen vielmehr österreichischen Bahnen. Jeden und und jeden Zug solange warten! Heute hatte der Zug wieder X Verspätung und zwar 3 1/2 Stunden. Von Beamten wimmelt es, aber niemand weiß Bescheid. Heute gehe ich zum Herrn Vorsteher und frage wieviel Verspätung eigentlich der Zug hat, da nimmt er zuerst eine hohe Mine an, ungefär wie ein "Kommandierender General", dann macht er ein allwissendes Gesicht und endlich antwortet er: "Ick nich weiß!" Unerhörte Frechheit, da treiben sich noch 25 andere Beamte umher, die sämtlich denken, daß ohne sie die Österreichische-Eisenbahn überhaupt nicht bestehen kann und die den ganzen Tag nichts tun als winken. Ob ein Zug kommt oder nicht ein paar solcher Kerle stehen immer dabei und schwenken ihr rotes Fähnchen. Ich glaube, die halten die Hand auch des Nachts nicht still. Ich glaube, so ein Mann mit solch einem Winkertalent muß gleich mit der Fahne zur Welt kommen. Jetzt möchte ich nur wissen, wozu die Leutchen hier über ihr Hemd, daß sie als einziges Bekleidungsstück anhaben und das um die Hälfte mit einer Schnur zusammengehalten wird, bei der Hitze noch einen Pelz umgehängt haben? Die Weiber sehen hier abscheulich aus. Unter den Juden gibt es einige, die netter sind, aber ein wirklich hübsches Mädel habe ich noch nicht gesehen. Juden gibt es doch überall auf der Erde. Kein Land ist wohl von denen verschont geblieben. Die alten Männer tragen noch immer den langen Kaftan, Löckchen an den Schläfen und lange Bärte wie zur Zeit des seeligen Moses. Bei der Weiblichkeit zeigt