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Aus transcribe europeana 1914-1918
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Mit der Verleihung der E.K.s und einem Parademarsch in Zügen endigte der Rummel. Unter brausenden Hurras verließ der Kaiser das Feld u. wir zogen von dannen. Um 3 Uhr nachm. langten wir in unsere Quartiere an u. um 5 Uhr zog ich schon wieder auf Wache. Am 28.9.17 habe ich mich mal richtig ausgeruht. Abends um 6 Uhr durch Untffz. Wilschura((?)) abgelöst. 29.9 heute rückten wir wieder in Stellung. Vorm. Unterricht u. feldmarschmäßigen Appell gehabt. _ So diest((?)) Schluß mit dem Tagebuch. Will es heute nach hause schicken.

II. Buch.

Fortsetzung. Am 29.9.17 abends 5:30 Uhr marschierten wir von Bayuze ab, um in Stellung zu rücken. Es wurde wieder ein Gewaltmarsch, bei dem es tüchtig zu schwitzen gab. Dann kamen die schmalen Laufgräben((?)). Mit den breiten Tornistern blieb man immer hängen, die Verbindung rieß ab u. wir gerieten in ein falsches((?)) Grabenstück. Endlich mit Mühe u. Not fanden wir unsere Plätze. Ich zog mit Bartel wieder einmal in einen Stolleneingang. Die andern Leute liegen in Läher((?)) im Graben. _ Aus dem Grabensystem bin ich noch nicht schlau geworden. Es ist ein Grabengewirr, das man erst genauer studieren muß, die Kaffee- u. Mittagholer verlaufen sich stets. Artilleriefeuer bekommen wir gerade genug. Gestern hat der ...((?)) Kossert daran glauben müssen. Mit einer Genauigkeit schießt die Bande auf die Gräben, daß man kauern muß. Einen Unterstand haben wir auch schon angefangen. Bis wir abgelöst werden, was innerhalb 14 Tage geschehen soll, wird er wohl fertig werden, wenn das Holz herankommt. _ Heute war .... Kantine((?)) da, hat aber fast gar nichts mitgebracht. Bischen ...((?)) u. eine Flasche Sekt habe ich bekommen, die ich zu trockenem Brot getrunken habe. Läuse habe ich jetzt, soviel habe ich noch nie gehabt. Gestern waren es 106 Stück wie ich mir beaugenscheinigt habe. Es ist schrecklich mit dem Ungeziefer. _

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Über Arbeitsdienste haben wir uns nicht zu beklagen. Täglich oder vielmehr nächtlich von 9-3 Uhr u. am Tage v. 2-4. Da kann man genug kriegen. Na immer Kopf hoch! Mut zeigt auch der Mameluck, Gehorsam ist des Christen Schmuck; wenn's auch schwer fällt. 5.10.17. Heute morgens um 5 Uhr sollte der Herr Oberst durchkommen. Was da so geschuftet wurde. 10 mal wurde der Graben ausgefegt u. immer noch war er nicht gut. In einem erstklassigen Hotel findet man nicht solche Sauberkeit. _ In der Nacht konnte ich wenig schlafen. Habe linksseitige Mandelentzündung bekommen. Kann kaum schlucken. Hoffentlich wird es bald besser, sonst muß ich mich krankmelden. 6.10.17. In der ... ((?)) schlecht geschlafen, aber gut geträumt. Ich träumte, ich war auf Urlaub. Meine Träume wurden aber jäh zerrissen; denn um 5 Uhr morgs. setzte Trommelfeuer ein. Eng aneinandergedrängt saßen wir im Stollen. Ich dachte bei jedem Einschlag, mir müsse das Trommelfell platzen. Links vom 1. Batl. erfolgte der Angriff. Noch ist der Russe bei den Österreichern in der Stellung. Hoffentlich bekommen sie ihn bald raus. Wir sind alarmbereit; dieser elende Krieg! Täglich gehen soviel Menschen drauf u. weshalb? Ist ein Stück Land mehr wert, als ein Menschenleben? Aber was fragen diejenigen, die den Krieg führen, darauf?! Können die sich in der Heimat ein Bild davon machen, was es heißt, hier zu sitzen u. auf Granaten u. Minen zu warten? Wollte ich säße jetzt in Goldaß((?)), da würde ich wohl heute nachm. zum Geburtstag gehen. Jetzt ist es ii [2 oder 11((?))] Uhr. Wer weiß was der Tag noch bringt. 9.10.17. Um 6 Uhr wurde der Russe durch Gegenstoß wieder hinausgeworfen. Er hat durch unsere Artillerie sehr schwere Verluste gehabt._ Sogar Tanks((??)) haben an diesem Angriff teilgenommen, kamen aber nicht weit, da unsere Artillerie die Dinger bald weggehabt hat. Gestern sind 2 Mann von meiner Gruppe auf Urlaub gefahren. (Bartel u. Korch) Das muß ein Gefühl sein, so plötzlich dem Felde den Rücken zu drehen u. die Heimat zu besuchen. Heute morg. in aller Frühe eine Zigarre a 1,50 M vom Komp.-Führer bekommen. Auf nüchternen Magen ganz gut bekommen. Herr Hauptmann v. Homeyer kam nämlich die Stellung durch und