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der Waffenstillstand mit Rußland ervor. (28.11.17) Hoffentlich
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kommts zu einem baldigen Frieden. Allerdings hat man wenig
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Aussicht denselben zu erleben, denn hier ist man verraten und
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verkauft. Der Franzmann läßt auch nicht so mit sich spielen, wie
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genießen. Wieviele Pläne werden da geschmiedet, die alle
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ein Stückchen Blei zu nichte macht. Und wie schnell werden in der
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Heimat in dem allgemeinen Jubel diejenigen, die ihr Leben
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für die Beendigung des schrecklichen Krieges gelassen haben, vergessen
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werden? _ Nun Kopf hoch! Laß kommen was da will. Lieber
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ja von meiner Reise schreiben. _ Also am 3.12. gegen Abend fuhren
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wir über die deutsche Grenze. Alle waren plötzlich wie aus dem
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Häuschen. Ein unbeschreiblicher Jubel brach los. Bis zur Dunkelheit
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waren sämtliche Leute in unserem Abteil heiser vom Singen u.[nd]
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Schreien. Abends langten wir in Oppeln [= heute Opole, Polen] an u.[nd] wurden dort entlaust.
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Morgens um 4 Uhr war das Geschäft erledigt u.[nd] wir tippelten ((?))
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zur Bahn. Jetzt bekamen wir aber heizbare Personenwagen. Es war
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die Verbindungsschläuche fehlten. Na gefroren haben wir nicht schlecht.
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Nun gings durchs oberschlesische Industriegebiet. Nichts als dampfende
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den Zug begleiteten. Von Sachsen gings nach dem schönen Thüringen
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schönsten Gebiet Deutschlands kamen, dem Niederwald [= bei Rüdesheim]. Wie wunderbar
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die Badeorte liegen u.[nd] wie reizvoll die Landschaft ist kann
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man sich gar nicht denken. Bald ist die Gegend rührend idÿllisch, bald
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romantisch großartig. Durch Wiesbaden u.[nd] den berühmten Badeort
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Ems [= Bad Ems, Rheinland-Pfalz], wo König Wilhelm ganz heiter saß, führte uns der Zug.
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Alles Gegenden, in welche man früher gern kommen wollte
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fuhren wir die Lahn [Nebenfluß des Rheins]. Auch Berge nichts als Berge. Dann kam
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die Mosel als Begleiter der Eisenbahnstrecke. Von beiden Seiten meist
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steilen Höhen mit Wein bepflanzt. Manch eine Burg u.[nd] manch altes
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Den alten Vater Rhein konnten wir bei Koblenz begrüßen. Dann
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wurde es wieder Nacht. Die Nacht zum 6.12. _ um 2 Uhr nachts
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wurden wir durch ein lebhaftes Artilleriefeuer geweckt. Es ähnelte d.[em]
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Trommelfeuer am 6.10.17. Mein erster Gedanke war: Sind sie denn
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ganz verrückt geworden, daß sie uns direkt in den Graben fahren?
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_ Dann stellte sich's heraus, daß wir in Diedenhofen [heute Thionville, Frankreich] waren u.[nd] das
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das Fliegerabwehrfeuer war. Bald schlief ich wieder ein u.[nd] erwachte
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erst im Andun de Roman [= Audun-le-Roman, Frankreich]. Hier Hals über Kopf packen u.[nd] aussteigen
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Einige Tage werden wir wohl hier in Beuvillers [Beuvillers, Meurthe-et-Moselle]  bleiben. Es ist
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Paketchen. 19.12.17. Noch immer im selben Nest. Hoffentlich

Aktuelle Version vom 11. Juni 2015, 16:37 Uhr

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immer Richtung Schlesien. Die Zeit wurde mit Skatspielen u.[nd] mit dem Studieren der Zeitung totgeschlagen. Große Begeisterung rief der Waffenstillstand mit Rußland ervor. (28.11.17) Hoffentlich kommts zu einem baldigen Frieden. Allerdings hat man wenig Aussicht denselben zu erleben, denn hier ist man verraten und verkauft. Der Franzmann läßt auch nicht so mit sich spielen, wie der Russe. _ Wunderbar muß es sein so als Sieger in Deutschland einrücken zu können u.[nd] dann die Segnungen des Friedens mit zu - genießen. Wieviele Pläne werden da geschmiedet, die alle ein Stückchen Blei zu nichte macht. Und wie schnell werden in der Heimat in dem allgemeinen Jubel diejenigen, die ihr Leben für die Beendigung des schrecklichen Krieges gelassen haben, vergessen werden? _ Nun Kopf hoch! Laß kommen was da will. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Aber ich wollte ja von meiner Reise schreiben. _ Also am 3.12. gegen Abend fuhren wir über die deutsche Grenze. Alle waren plötzlich wie aus dem Häuschen. Ein unbeschreiblicher Jubel brach los. Bis zur Dunkelheit waren sämtliche Leute in unserem Abteil heiser vom Singen u.[nd] Schreien. Abends langten wir in Oppeln [= heute Opole, Polen] an u.[nd] wurden dort entlaust. Morgens um 4 Uhr war das Geschäft erledigt u.[nd] wir tippelten ((?)) zur Bahn. Jetzt bekamen wir aber heizbare Personenwagen. Es war nur das Schlimme, daß sie nicht geheizt werden konnten, da die Verbindungsschläuche fehlten. Na gefroren haben wir nicht schlecht. Nun gings durchs oberschlesische Industriegebiet. Nichts als dampfende Schornsteine, soweit das Auge reicht. Hier ist ein Bahnhof am andern. Dann gings in's Land der gemütlichen Sachsen hinein. Hempels((?)) Heimat. Natürlich wurde für die Zeit nur Hempels Dialekt gesprochen, hauptsächlich mit den kleinen Schaffnerinnen, die den Zug begleiteten. Von Sachsen gings nach dem schönen Thüringen mit seinen reizenden Städtchen u.[nd] niedlichen Dörfchen. Das Kÿffhäuserdenkmal konnten wir von der Bahn aus sehen. Ob Barbarossa noch dort sitzt? _ So fuhren wir immer weiter durch die

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schönen Länderstrecken. Passierten die Provinz Hannover, sausten durch Kassel, wurden in Wilhelmshöhe verpflegt, bis wir nach dem schönsten Gebiet Deutschlands kamen, dem Niederwald [= bei Rüdesheim]. Wie wunderbar die Badeorte liegen u.[nd] wie reizvoll die Landschaft ist kann man sich gar nicht denken. Bald ist die Gegend rührend idÿllisch, bald romantisch großartig. Durch Wiesbaden u.[nd] den berühmten Badeort Ems [= Bad Ems, Rheinland-Pfalz], wo König Wilhelm ganz heiter saß, führte uns der Zug. Alles Gegenden, in welche man früher gern kommen wollte u.[nd] die in manchen Luftschloß eine Rolle gespielt haben. Eine Strecke fuhren wir die Lahn [Nebenfluß des Rheins]. Auch Berge nichts als Berge. Dann kam die Mosel als Begleiter der Eisenbahnstrecke. Von beiden Seiten meist steilen Höhen mit Wein bepflanzt. Manch eine Burg u.[nd] manch altes Städtchen grüßten als Überbleibsel einer alten Zeit zu uns herüber. Den alten Vater Rhein konnten wir bei Koblenz begrüßen. Dann wurde es wieder Nacht. Die Nacht zum 6.12. _ um 2 Uhr nachts wurden wir durch ein lebhaftes Artilleriefeuer geweckt. Es ähnelte d.[em] Trommelfeuer am 6.10.17. Mein erster Gedanke war: Sind sie denn ganz verrückt geworden, daß sie uns direkt in den Graben fahren? _ Dann stellte sich's heraus, daß wir in Diedenhofen [heute Thionville, Frankreich] waren u.[nd] das das Fliegerabwehrfeuer war. Bald schlief ich wieder ein u.[nd] erwachte erst im Andun de Roman [= Audun-le-Roman, Frankreich]. Hier Hals über Kopf packen u.[nd] aussteigen u.[nd] dann gings los.

Westfront!

Einige Tage werden wir wohl hier in Beuvillers [Beuvillers, Meurthe-et-Moselle] bleiben. Es ist ganz nett hier. Jedenfalls besser als in den Panjehäuser der Butkovina((?)). 9.12.17. Nun sitze ich schon seit dem 6. hier in Beuvillers. Habe bis jetzt noch keinen Dienst gemacht, weil ich einen kranken Zeh habe. Einige Post ist auch schon eingetroffen. Leider noch keine Paketchen. 19.12.17. Noch immer im selben Nest. Hoffentlich