Document 66; Page 78

Aus transcribe europeana 1914-1918
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traf einen Posten ohne Helm. Natürlich wurde ich dafür verantwortlich gemacht, daß der gute Mann 3 Tage bekam. Heute hab ich mir meine Villa bißchen sauber eingerichtet. Bin dieser Tage noch nie richtig in Stimmung gewesen. Das Essen ist auch großartig?! Dauernd trocken Korv((?)) (Brot) das hält bald kein Pferd aus. Habe zu nichts Lust. 10.10.17. Heute bin ich Gruppenführer a.D. geworden. Lt. Heinrich hat uns zu sich bestellt u. dann mitgeteilt, daß zu wenig gearbeitet ist. Überhaupt zeige ich große Interessenlosigkeit, was wohl auf meine Krankheit zurückzuführen ist, meint er. Aus diesem Grunde soll Untffz. Fröhlich((?)) die Gruppe übernehmen. Mir schon recht. Habe ich doch mehr freie Zeit u. brauche mich nicht zu ärgern. Ich mache für den Arbeitsdienst v. 2-6 Grabendienst. 11.10.17. Heute Löhnung bekommen. 3 M Kriegsanleihe gezeichnet. Sonst vergeht ein Tag u. eine Nacht wie der u. die andere. _ _ Eine Nacht! 6 Uhr abends. Die Posten ziehen auf. Ich habe Dienst u. wandere im Graben auf u. ab. Die geladene Leuchtpistole, das Kennzeichen des Unffz. v. D., um den Hals gehängt. Langsam schleichen die beiden Stunden herum. Um 8 Uhr gehe ich in mein Bau, wobei ich ein Kochgeschirr mit Wasser umkippe, u. verzehre schnell mein Abendbrot, daß aus Kartoffelsuppe (oder Bohnen) besteht u. an Stelle des Mittagessens gegeben wird. Nach dem Essen übernehme ich die Aufsicht beim Arbeitsdienst. Etwas langweiligeres gibts ja gar nicht, als v. 8 Uhr abds. bis 2 Uhr morgens dazustehen u. aufzupassen, daß nichts gemacht wird. Es ist auch keinen Abend genügend gearbeit, dabei hat man aus 5 Mann in der Gruppe wovon 1 Mann meistens nur zur Arbeit ist. Da heißt dann der Auftrag: geben Sie 2 Mann an Untffz. Frederici ((?)) mit den übrigen bauen Sie die Suppe im Pionierraben ((?)) aus, stechen den A Graben ab, schippen den eingeschossenen Keserdegraben((?)) aus u. arbeiten dann am Untffz. Stand! "Sehr wenig zu tun für einen Mann?!" D. Red. ((?)) _ Nach dem Arbeitsdienst ist Teestunde. Man muß sich eine Gewalt antun, um das Zeug runterzukriegen. Ich glaube dazu wird Kartoffelstrauch genommen. _ Beim halben Schein meines ....lichtes ((?)) sitze ich dann noch ein Weilchen. Das Licht besteht

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aus einer Wichsschachtel, in der sich Stiefelschmiere od. ....fett ((?)) mit einem Stückchen Wolle befindet. Es hat 2 Vorteile: brennt 1. sehr hell u. 2. rächert gar nicht?! _ Um 4 Uhr schnall ich dann wieder um u. mache bis 6 Dienst. Herrlich so kurz vor dem Schlafengehen, die Morgenluft zu genießen. Um 6 Uhr wird, nachdem man noch eine Marmeladenstulle gegessen hat, zu Bett gegangen u. geschlafen, wenn's die Läuse erlauben. _ 12.10.17. Nichts Neues. Ein Tag vergeht wie der andere. Welcher wird uns den Frieden bringen?! 13.10.17. Gestern hat es den ganzen Tag geregnet. Der Graben ist vollständig aufgeweicht. Man kommt knapp((?)) vorwärts so hält der Lehm die Schuhe fest; an diesem hat man die reinste Raritätensammlung zu haben. Zwiebelschahlen, Zigarettenstummel, Papierfetzen alles wird mitgenommen. Heute früh um 3 Uhr war meine Gruppe bei Frederici arbeiten. Beim Tragen der Stämme zum Unterstand ist der arme Klischies((?)) gefallen u. Untffz. Frederici durch Armschuß verwundet. So verläßt uns einer nach dem anderen. _ Fröhlich hat die Gruppe von Frd. übernommen u. meine Gruppe ist aufgeteilt. Ich bin wieder a. D. _ Das Wetter hat sich heute so ziemlich gehalten. Zur Nacht wird's wohl wieder regnen, denn der Himmel ist sehr trübe. 14.10.17. Das Wetter hat sich doch gehalten. Gott sei Dank, lieber bisschen kühler u. trocken, als Regenwetter. 15.10.17. Gestern wurde angesagt, daß heute die Russen angreifen wollen. Es ist aber bis jetzt nichts zu merken, hoffentlich bleiben sie dort. 16.10.17. Heute vorm. schoß die russische Artillerie uns an einer Stelle den Graben ein. Gleich mußten wir ihn auf Befehl des Komp. Führers ausschippen u. fegen. Am Nachm. beschoß dann unsere Artillerie Perzilovka [=((?))] u. Lt. Onnfry ((?)). Als Vergeltung belegte der Russe unsere Gräben 1/2 Std. ein Trommelfeuer. Auf unserem Abschnitt fielen 128 Schuß. Mein Stollen wackelte immer. Man wird ganz taub, so krachen die Dinger. Gott sei Dank ist alles gut glücklich verlaufen. Des Nachts hatten wir zu tun, daß wir die verschütteten Gräben wieder sauber bekamen. 17.10.17. Am Unterstand gearbeitet. 18.10. Mußten heute früh 8:30 Uhr beim Gerichtsoffizier in Bayuze in Sachen Rautenberg((?)) sein. Kam um 10 Uhr rann((?)) u. machte mich anschl. dann auf den Heimweg. Um 11,15 Uhr saß ich glücklich in meinem Stollen. 19.10.17. Heute war Parade im Schützengraben. Oberst v. Broychitz ((?)) kam die Stellung durch u. da mußte natürlich alles wie lakiert sein. Bei mir sah er