Document 59; Page 71

Aus transcribe europeana 1914-1918
Wechseln zu: Navigation, Suche

[LEFT PAGE]

Bauernhauses zu Budenitz [= ???]. Haben eben von unserm Kuttÿer ((?)) 10 Kr. Paket Tabak die letzte Pfeife geraucht. Jetzt heißt es wieder fasten. Zu abend aßen wir Kartoffelbrei mit Zwiebel u. Fett, aufgekochte Milch u. Salzgurken. (nicht polnisch) Haben mal wieder sehr gut geschlafen u. morgens gefrühstückt. (Milch u. Butterbrot) dann gings um 9 Uhr wieder weiter. Bald kamen wir nach Petrontz oder Petrowitsch [= Patrauti, RO] wie es von den Rumänen genannt wird. Dieses ist ein unendliches langes Dorf u. besteht aus Vorder- Mittel- u. Hinter-Petrowitsch. In Vorder P. wollten wir nun Mittag essen. Die Tochter von dem Bauer, bei dem wir eingekehrt waren hat uns auch Essen versprochen. Nachdem wir 2 Stunden gewartet hatten, fragten wir mal nach, wie es denn steht u. da bekommen wir einen verneinenden Bescheid. Wir also unsere Sachen umgehängt u. weiter. Zum 2. X sprachen wir in einem netten Häuschen an. Weiß gestrichen, mit wildem Wein umrankt. Der Schein trügt, dieses mußten wir jetzt leider ein X erfahren. Der alte Mann, ohne Zähne, der dauernd die Stube vollspuckte, nahm uns sehr freundlich auf. Wir bekamen ein hoch elegantes Zimmer, das so dreckig war, daß mir ekelte. Dann wurde uns trockenes Brot u. saure Milch vorgesetzt. Für verwöhnte Menschen wie wir doch waren, keine Mahlzeit. Dann fing er uns zu unterhalten an. Fragte verschiedenes über unsere Armee u. schwärmte über österreichsiches Militär, was bei uns wenig Anklang fand. Schließlich holte er einen Militarkalender von vorigem Jahrhundert herbei, bewies uns auf Grund dieser Urkunde, wieviel Armeekorps Österreich hat u. vieles andere. Zum Schluß laß er Witze vor u. zw. nur den 1. Teil den Schluss mit der Pointe ließ er aus. Hatte ich bis jetzt das Lachen verbeißen müssen, so konnte ich mich jetzt wenigstens über den Kerl amüsieren. Er dachte natürlich wir lachen über die Witze. Schließlich war uns die Sache über

[RIGHT PAGE]

und unter dem Vorwand weiter zu wandern verließen wir das Haus. Vorher bekamen wir noch von einem hübschen Rumänenkinde einen Sonntagskuchen, nach dessen Genuß mir bald schlecht wurde. Okst ((?)) hat das rüsselhafte((?)) Gebäck noch im Rucksack. _ An einer Ecke trafen wir einen Haufen rumänische Mädchen, von denen wir ein nettes sauberes Ding ganz gut Deutsch konnte. Wir erkundigten uns nach dem Weg u. es stellte sich heraus, daß die Weiblein denselben Weg hatten. Wir wanderten also über die Brücke nach Hinter-Petras. Auf der Brücke begegnete uns wieder eine nette junge Dame in morderne Tracht, die uns Blumen gab. Was uns angenehm auffiel u. an die gute deutsche Sitte erinnerte. Nun überlegten wir wo wir hinwollten. Die Rumanin wollte uns aufnehmen und auch ein kleines nettes jüdisches Mädchen, das ganz gut Deutsch sprach. Wir gingen also mit ihr. Aber o weh! Die Enttäuschung((?)) war wieder groß. Erstens war die alte so zerlumpt u. zerrissen, 2. ein gr. Haufen Kinder u. 3. die Stube furchtbar dreckig. Man setzte uns Fische vor, von denen wir kaum etwas essen konnten. Nun wollten uns die Kinder zeigen, wo es Tabak geben sollte. Unterwegs kamen wir an einem netten Häuschen vorbei, daß einen schönen Blumengarten hatte. Mit((?)) Kummerblick((?)) stellte ich sofort fest, daß die Blumen, die wir im Knopfloch aus diesem Garten stammten. Am Ende des Dorfes stand endlich das Tabakhaus, das aber keinen Tabak hatte. Es war aber ein ganz nettes Mädchen dort, das uns aufforderte weiterzutreten. Wir blieben auch da. Haben gegessen u. Tee getrunken u. uns großartig unterhalten. Um 8:00 Uhr machten wir uns auf den Heimweg. An dem Hause mit dem Blumengarten machten wir Halt u. fragten wegen Nachtquartier, was uns auch bewilligt wurde. Wir holten also unser Gepäck u. zogen dort ein, Und siehe da meine Meinung hatte sich nicht geirrt. Das Blumenmädchen war dort. Nachdem wir zu Abendbrot gespeißt hatten (Bratkartoffel mit Hühnerbraten u. Sehnensauce((?)), Eier u. Weisbrot), legten wir uns in die vorzüglichen Betten u. schliefen in Seelenruhe. Am anderen Morgen nachdem wir gefrühstückt hatten, brachen wir auf. Bekamen unterwegs noch Milch von rumänischen Mädchen u. trafen dann einen Judenwagen, der uns durch ein Zigeunerdorf nach Neu-Fradautz [= Fratautii Noi, RO]